Residenz 5

Beginn: Oktober 2015: Kamp-Lintfort

Residenzkünstler: Wolfram Lakaszus, Bochum
Medienkunst

Termine:
Mo, 25. April - Sa, 30. April 2016 / Bubble Wall – Blasenwand,
in der Stadtbücherei Kamp-Lintfort, Am Rathaus, 47475 Kamp-Lintfort
(während der regulären Öffnungszeiten)

Freitag, 29. April 2016 - 20:00 Uhr / Lwa und die Spelunkengeister,
Lokal Harmonie, Harmoniestr. 41, 47119 Duisburg-Ruhrort

2016 slfk vol2 Wolfram Lakaszus flyer

Bubble Wall – Blasenwand

Die Hektik unserer modernen Welt wird mehr und mehr zur Belastung für die Menschen.

Die Bücherei ist einer der wenigen öffentlichen urbanen Orte die der Unruhe etwas entgegenstellen.Doch die Besucher schleppen den Stress in die Bücherei hinein.
Es dauert eine ganze Weile, bis sich die Atmosphäre der Bücherei auf die Besucher auswirkt.
 
Bubble Wall – die Blasenwand - soll den Besuchern dabei helfen, sich zu entspannen und emotional "anzukommen".
 
Die Blasenwand ist ein elastisches Tuch, das in einen Aluminium-Rahmen gespannt ist.
Durch eine Projektion schweben auf der Wand Blasen. Berührt man das Tuch - in dem man mit einem Finger vorsichtig hineinsticht - reagiert die Blasenwand.
Es entstehen neue Blasen, deren Form vor allem von der Dauer der Berührung abhängt.
Das gezielt ausgewählte Farbschema, spezielle Klänge und die sanfte Kinetik der Blasen unterstützen den spielerischen Entspannungsprozess.

Ein Team von Studierenden der HS Rhein-Waal – Elvira Kalinowski, Saskia Rühmkorf, Christian Spieß und Alicia van der Zwaag – hat innerhalb einer Lehrveranstaltung des Masterstudiengangs Digital Media die Bubble Wall entwickelt.

Diese Arbeit wurde vom Bochumer Medienkünstler Wolfram Lakaszus mitbetreut, der als Residenzkünstler des Lokal Harmonie (Duisburg-Ruhrort) im Projekt „Stadt Land Fluss Kultur II" mit der HS Rhein-Waal kooperierte. Zusammen mit Prof. Ido A. Iurgel hat er die Entwicklung der Bubble Wall begleitet. Im Rahmen dieses Semesterprojekts sind mehrere interaktive Installationen entwickelt worden. Bubble Wall ist eine davon.

Lwa und die Spelunkengeister

Das Lokal Harmonie befindet sich inmitten eines vergangenen Rotlichtviertels. Mit dem Wandel der Binnenschifffahrt löste sich dieser Duisburger Stadtteil auf. Heute siedelt hier die Kreativwirtschaft und internationale Investoren spekulieren mit ihren frisch erworbenen Grundstückskuchenstücken. Doch das Lokal Harmonie - eigentlich ein ehemaliger Eisenwarenladen in kirchlichem Immobilienbesitz - ist heute noch eine Spelunke. Einer der wenigen schummerigen Räume Ruhrorts, in dem noch regelmäßig dunkle Gestalten zusammenkommen um bei vorgeblich legalem Drogenkonsum, schriller Musik und anderem bizarrem Bühnengeschehen abzuhängen.

Alteingesessene Ruhrorter haben uns im Vertrauen vor diesem Ort gewarnt - wegen der merkwürdigen Musik - vor allem aber weil dort auch Wiedergänger aus vergangenen Zeiten vermutet werden.

Wolfram Lakaszus - der fünfte Resident von SLFK, Vol.2 - hat sich das Wintersemester über mit Prof. Dr. Ido Aharon Iurgel und dessen Studierenden an der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort mit dem Finden und Sichtbarmachen von Gespenstern und anderem Unheimlichen beschäftigt. So gelang es dem 20-köpfigen Team bereits im März den Klabautern auf dem Museumsschiff Oscar Huber auf die Schliche zu kommen und diese mit Hilfe spezieller Suchgeräte sichtbar zu machen. Hunderte von Laien und Amateurgeisterjagende nutzten die Gelegenheit, im Rahmen der 37. Duisburger Akzente endlich einmal echte Klabauter zu Gesicht zu bekommen.

So ist es nicht verwunderlich, dass sich Iurgel und Lakaszus mit ihrem Team nun auch den Vorgängen im Lokal Harmonie gestellt haben. Erste Tests mit den auf dem Schiff eingesetzten Messgeräten schlugen jedoch fehl. Lange sah es so aus, als ob sich die alteingesessenen Ruhrorter irrten. Die künstlerisch wissenschaftlichen Geräte lieferten - wenn überhaupt - nur unscharfe Ergebnisse. Immer nur kurz blitzte etwas wir ein Spelunkengeist auf, doch sofort entwich das Gespenst wieder.

Erst die Einbeziehung einer Expertin aus dem ausserwissenschaftlichen Bereich brachte das Team weiter: Mit Hilfe der Schamanin Adriana Lwa ist es schließlich sogar gelungen, Macht über einige Spelunkengeister zu gewinnen. Mit einem dem Butoh entlehnten Ritual ermächtigt sich Lwa eines der Spelunkengeister und zwingt ihm vor anwesendem Publikum ihren Willen auf. Das Publikum kann dem Spektakel mit Hilfe eines leuchtenden wissenschaftlichen Visualisierungsgeräts folgen.

Selbstverständlich hat das Team von Iurgel und Lakaszus Maßnahmen ergriffen, dass von den Spelunkengeistern während der Veranstaltung keine Gefahr für das Publikum ausgehen kann.

 


Wolfram Lakaszus
*1961 Medienkünstler und gebürtiger Hannoveraner - aufgewachsen im Schwarzwald Studium der Sozialwissenschaftlichen Informatik sowie der Erziehungswissenschaften in Koblenz; als Künstler Auftragsarbeiten ab 1989, öffentliche Ausstellungen seit 2001. Ausgehend von der These, dass unsere Bereitschaft zu Veränderungen nicht zuletzt davon abhängt, dass wir überhaupt einen Veränderungsbedarf wahrnehmen, geht Wolfram Lakaszus der Frage nach, welche Szenographie und welches Interaktionsschema den Betrachter zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Werk und so zu eigener Forschungstätigkeit anregen. Er geht dabei vom Vorhandenen aus: Die sozialen Besonderheiten eines Ortes, seiner ehemaligen und seiner gegenwärtigen Nutzer und Nutzung fließen ebenso ein wie dessen technische Eigenschaften. Mit den Methoden der Konzept- und der Medienkunst entstehen interaktive Installationen und Objekte. Die Projekte von Wolfram Lakaszus entstehen oft in enger Zusammenarbeit mit KollegInnen unterschiedlicher Sparten, nicht selten im Team mit Wissenschaftlern, Handwerkern, Be- und Anwohnern.

www.strange-things.org

 


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